Musikbahnhof

 

Freunde kommen vorbei und schwören, dass sie nur

zufällig hier sind. "Hier zwischen zwei und vier,

auf Zwischenstation im nächtlichen Rasen,

gibt der Mann sich eine Blöße und

findet sich peinlich, könnte aufhören zu atmen",

     sagt sie, und:

sie wisse wovon sie rede, denn sie spreche

aus Erfahrung. Hier fällt es ihr leicht zu reden,

wenn sie zu müde zum Arbeiten ist

und zum Schlafen zu wach, sagt sie

und bekommt ihren langen Blick.

     Auf der Tanzfläche bricht einer zusammen.

Ob ich mich bedrängt fühle, fragt sie und will mich

mit ihrer, wie sie sagt, Identitätskrise begeistern

und ist auch schon ganz aufgeregt davon,

während einige gehen und der von der Tanzfläche

rausgeschleift und vor die Tür geworfen wird,

     weil das hier keine Wartehalle ist.

 

 

 

(c) Bodo Morshäuser

zuerst veröffentlicht in "Alle Tage", 1979