Liege in der Böschung
Denke Kriegstagebuch
Abseits von der Kompanie
Befindet sich keiner mehr
Gegner ist der Frieden
Dieses Tals
Diesjahr später Frühling
Wer hat ihn nicht erwartet
Verloren wer ihn nicht erhofft
Verloren wer übersieht
Die fehlende Blüte
Blicke ins Tal
Wie auf eine Antiquität
Gründe sammelt täglich
Andacht vor der Natur
Städter wehren sich
Mehr noch vor dem
Der sie lobt
Verzichtet die Arbeit auf uns
Werden wir auf sie verzichten
Kehrt die Blüte nicht wieder
Schreiten wir vorab ins Karge
"Ausgerechnet und verspielt"
Die Latte ins All gehängt
Aus der Laufbahn gepurzelt
Weltmeister für niemand
Die Farbe des Wassers
Den Geruch der Luft beklagen
Die Grenze des Auges
Das Ende der Nase ertragen
Baumgrenze auf Null
Die Kraft der Liebe
Die Farbe des Geldes
Die Farbe des Wassers
Hilfe zur Selbsthilfe
Das schöne Land
Da wo die Henker sind
Noch trotzt es
Dem Willen der Henker
Die Vögel!
Die Wellen!
Das Licht!
Tunnel
Ein Thema ist im Licht
Hinterm Fenster strahlt das Opfer
Menschen zu töten
Ist kein Ziel nun mehr
Antritt der Beweis
Wir haben keinen Grund
Anständig Abschied nehmen
Noch einmal danken
Sonne Mond und Sterne
Niemand zwingt uns zu bleiben
Kein Anderer
Kein Feind außer uns
Wir sind frei wir entscheiden
Anderes nach uns
Wir werden es gewusst haben
Friede den Bergen
Den Wassern dem Dunst
Den Nebeln der Flut
Friede aller Intelligenz
Im All und unter den Meeren
Friede im Feuer
Friede in dem Stoff
Aus dem das Unheil ist
Friede der fehlenden Blüte
Friede dem Bösen
Haltet die Welt an
Ich möchte aufsteigen
Nicht Zerstörer
Nicht Zerstörter sein
Haben gegeben haben gewollt
Zu früh stürzen wir ab
Zu lange lebten wir
Nicht wir sind die Natur
Die eine Natur beherrscht
Nicht wir sind Richter
Selber nur Indiz
Nie im Griff gehabt
Was wir in Händen hielten
Sind besetzt
Von der Natur unserer Art
Die Meistbesungene geht dahin
Pech gehabt jetzt kommen die Kinder
Gib mir Tronics!
Der Zerstörer kannte die Daten
Erhob er sich und ging Wege
Zog das Vergnügen ihn an
Der Zerstörer in mir
Der Vergesser
Wieder in der Stadt
Fraglosigkeit
Großes Thema zerteilt
In verschiedene Wichtigkeiten
Kein Berg kein Wasser hier
Wo die Menschen sind
Markenzeichen Argumente
Der Mond
Zuverlässig
Wie die Sonne
Sonst
Herumgekommen
Die Superlative bereist
Hautfarben geschmeckt
Von außerhalb die Erde betrachtet
Ein Astronaut entdeckt
Beim Blick ins All
Die Erde sei zu schützen
Thema verwischt
Die Churfirsten im Nebel
Der Walensee in Ruhe
Gäste beim Frühstück
Die Schnitte der Kirchenglocken
Heilige Einfalt
Es wird nicht wieder gut
So lasst uns beten
Manchmal zum Beneiden
Die unwissenden Frommen
Kriegswerk braucht heile Welt
Ein jeder für sich
Würde alles fallen lassen
Am Baum lehnen
Und wie die Zeit vergeht
Ein jeder für sich
Hat nichts zu bestellen
Nacht
Morgen
Vormittag
Mittag
Nachmittag
Abend
Nacht
Morgen
Hatte es verlernt
Ruhe im Speisewagen
Nur die Zeitungen schreien
Stadtwieder
Zöllner suchen Schwarzhaarige
Da wo die Menschen sind
Steht einer vorm anderen
Bestellt naturreinen Saft
Thema verwischt
Nicht sprechen
Von Schönheit
Nichts verstehen
© Bodo Morshäuser
Der Gedichtzyklus "Die fehlende Blüte" entstand im Frühjahr 1987 während einer Schweiz-Reise am Walensee, ein Jahr nach dem GAU von Tschernobyl, auf dem Höhepunkt des Wettrüstens und angesichts nur scheinbar unberührter Natur. Er erschien zuerst in dem Band "Revolver" (edition suhrkamp 1465)
B.M.